Es ist donnerstag Mittag und ich stehe in der Küche. Letzte Nacht hat sich radikal was verändert hier: Unser Sohn ist geboren, auf den errechneten Termin genau und quietschfidel. Gut gemacht, Mutti!
Jetzt koche ich Nudeln, denn das Abendessen ist geburtsbedingt ausgefallen und ich habe wieder reichlich Platz im Bauch.
Der Vater meines Goldjungen hatte meinen Essenswunsch eben quittiert mit „Du, ich kann jetzt echt nicht aufstehen, es war auch für mich anstrengend gestern.“
Ich rollte mich vorschriftsgemäß über die Seite aus dem Bett und nahm noch ein „Wenn du schon dabei bist machste mir nen doppelten Espresso?“ mit aus dem Familienbett.
Aha.
Jetzt kommt die Hebamme zum Hausbesuch, sieht mich am Herd stehen und fängt an zu schimpfen, aber als sie dem erschöpften Vater Aug in Aug gegenübersteht – also sie steht, er liegt – bleibt ihr die Standpauke irgendwie im Hals stecken. Der angehende Pädagogikdoktor ist einfach zu glaubwürdig überanstrengt, kann man nichts machen.
Bestimmt sitzt ihm auch noch der leere Joghurtbecher im Nacken, den ich vor zwei Tagen achtlos in der eben geputzen Küche stehen ließ, womit ich ihn zu einer nur allzu verständlichen Hassattacke genötigt habe. Er reißt sich hier schließlich den Arsch auf, und zwar nicht für sich alleine, sondern für mich und das Kind, und es ist einfach nicht fair, ihm die wohlverdiente Anerkennung zu entziehen.
Jetzt redet er von der Panik, die er letzte Nacht geschoben hat, wegen des Wehensturms. Die Hebamme ist ganz Ohr und nickt. Toll, voll reflektiert, der frischgebackene Papa.
Auf jeden Fall macht es in der nächsten Zeit Sinn, getrennt zu schlafen, reicht ja, wenn einer zum Stillen wach wird. Kriegt man das jahrelang schwer ersehnte Baby dann morgens um sechs Uhr ans eigene Bett gebracht, stellt man nach einer dreiviertel Stunde fest, dass es irgendwie unruhig wird, heißt: Hunger hat. Also ab zurück zu Mutti. Die hat sich mittlerweile einen handfesten Milchstau eingehandelt und liegt abwechselnd mit Kohlblättern, Quarkwickeln und Coolpacks auf dem neuen Vorbau und der Drohung der Hebamme im Kopf, morgen dann totkrank mit Brustentzündung dahinzuvegetieren, käferartig im Bett.
Zeit, der widerspenstigen Mutti mal zu sagen, dass der Partner eigentlich die Nummer eins ist in so einer Familie. Kinder dürfen gerne dabeisein, aber Mutti muss nebenher dringend noch an ihrer Persönlichkeit arbeiten, sich in Kritikfähigkeit üben und endlich die Bedürfnisse ihres geliebten Mannes ernst nehmen. Hier wird sich nicht selbstzufrieden zurückgelehnt, nur weil frau mal eben ein Kind zur Welt gebracht hat.
Der wochenlang am Babybett entlangflanierenden Besucherschwemme erklärt Papa anstandsgemäß, wie großartig die beste Mama der Welt alles gemeistert hätte und mit welchem Stolz man erfüllt sei. Das nächste und übernächste Baby kommen auch schon zur Sprache. Alle sind ganz entzückt!
Ich koche derweil lieber Nudeln, ich hab schon wieder solchen Hunger.
4. Mai 2017 at 21:04
Trostspruch des Abends: besser sich übers Arbeiten überarbeiten als beim Hungern zu verhungern.
Trostspruch der Woche (kann aufs Jahr verlängert werden): Gelassenheit ist die neue Geduld.
4. Mai 2017 at 21:35
hero mum