Wow, wie toll, dass es so spontane und offene Menschen gibt!
Ob daraus eine Nachbarschaftsfreundschaft wird?
Vielleicht unterstützt er mich ja in meinem Vorhaben, wieder regelmäßig joggen zu gehen!
Wieso ist der so lange im Bad?
Und warum zur Hölle unterhalten wir uns über Körperbehaarung und Saunieren?

Ich beginne mal von vorn oder hinten, wie man`s nimmt.
Mein aktuelles Lieblingslied von meiner aktuellen Lieblingssängerin trägt einen Titel, den ich erstmal googeln musste. Um dann selbst herauszufinden, was genau das bedeutet gelangte ich nach einem ordentlichen Zoff mit dem Vater meines Kindes in eine direkte Erfahrungssituation. Verheult und streitbedingt zeitlich im Verzug leider überhaupt nicht für den bevorstehenden Anlass zurechtgemacht, rannte ich zur Straßenbahnhaltestelle, in der Hoffnung, wenigstens pünktlich zum zehnjährigen Abi-Treffen zu gelangen. Um die Ecke flitzend konnte ich ausmachen, dass die Eile inklusive Schweißausbruch und rotem Kopf aufgrund mangelnder Kondition nicht notwendig waren, denn es standen und warteten offensichtlich noch mehr auf die einfach nicht eintreffen wollende Straßenbahn. Irgendwie kam sie dann doch und irgendwie schaffte es tatsächlich noch dieser neue Typ aus der Nebenstraße nach dieser Bahn zu rennen, obwohl die definitiv keine Bereitschaft zeigte, noch irgendwen rein zu lassen geschweige denn auf irgendwen zu warten. In meiner Nettigkeit hielt ich mit letzter Kraft die Tür offen, zog den Hängebauch ein und fand mich neben diesem viel zu viel geduschten Sunnyboy wieder, dessen viel zu viel deodorierter Körper meiner von all der Anstrengung bedingten Kurzatmigkeit kein Einhalt gewährte. Dafür wurde es angenehm kurzweilig, vor lauter Plaudern mit dem netten Mann von nebenan vergaß ich den Rest des Tages und der Welt und auch, dass ich mich mental auf meine verpasste große Schulliebe vorbereiten wollte und zufällig musste er auch aussteigen, na sowas, und zack hatten wir Nummern ausgetauscht und ich freute mich so dermaßen ob dieser spontanen Unverfänglichkeit, dass ich glatt gut gelaunt meiner anderen verpassten potentiellen Jugendliebe in die Arme rannte und mit ihm dann irgendwie nicht bei den anderen Ex-Abiturienten landete (doch das ist eine andere Geschichte). Um die neu gewonnene Freundschaft gleich zu vertiefen, lud ich den Nachbarn aus der Nebenstraße bei nächster Gelegenheit auf einen Kakao ein. Er könne da nur abends und das passte, da mein Streitgenosse eh zum Schachwettkampf unterwegs war und das Kind dann wenigstens schon schlief und nichts vom Kakao würde abhaben wollen, so lässt`s sich einfach besser unterhalten. Mit Sporttasche kam er an, der neue Kumpel, und ich hatte gleich mein Einstiegsthema mit Sport und so und wie motiviert ich grad sei und überhaupt der Hängebauch müsse endlich gestrafft werden, klemmt sonst so bei allem was man sich so vorstellen kann. Ob er mal eben das Bad nutzen dürfe. Ach klar, wer grad vom Sport kommt, muss wohl mal müssen dürfen. In der Zeit wurde der schöne Kakao leider kalt, doch was soll`s…. O Mann, der muss ja geschwitzt haben, dass der sich extra umgezogen hat, für die ein zwei Stunden doch nicht nötig, ich mein, so als Nachbarn sieht man sich doch eh früher oder später im Kater-Look. Etwas abgedriftet von meinen Gedankengängen erfuhr ich plötzlich, wie sehr er auf natürliche Frauen stehe und was das für ihn bedeute, und ich saß so da in meinem den-brauch-ich-nicht-mehr-willst-du-ihn-haben-Jogginganzug von der einen Spielplatzmutti und kam vor lauter Kinnkraulen und Stirnrunzeln einfach nicht drauf, worum es hier ginge, bis er fragte, ob wir aufs Sofa gehen, weil irgendwann wolle er ja auch mal wieder nach Hause.
Ich fragte diesen halbrasierten noch unentschlossen in der Rückbesinnung auf männlichen Bewuchs dümpelnden Plauderkasten, wie das denn seine Freundin sähe, von der er mir in der Straßenbahn erzählt hatte und was er denke, wie das mein Freund sähe, von dem ich ihm in selbiger berichtet hatte, um meinen Zustand und die Küchenrückstände auf dem Kleid zu erklären, die nicht nur vom stets fleißig mithelfenden Kind sondern ungewollt übermäßiger Hausarbeit kämen. Ach die Freundin, sie lebten schon seit kurz nach`m Einzug in Trennung. Und Mann und Kind und noch ein Mann, das schließe sich doch nicht aus bei so natürlichen Frauen mit solch charismatischer Ausstrahlung.
M.I.L.F. – so hilf!