Eine kluge, mir nahestehende Person spricht immer von ihrem Beziehungsgarten. Ich wende das Konzept heute mal an und gucke, was rumkommt. Obwohl es ja schon vorhersehbar ist, denn ich bin leider permanent destruktiv und du kannst dich „nicht des Gedankens erwehren, dass diese Aggression kultiviert und kanalisiert ist“ (what the…?). Es ist zum Verzweifeln mit mir.

Dennoch:
In meinem Beziehungsgarten also stand lange eine zunächst recht ansehnliche, ja prächtige Jungpflanze, von Besuchern andächtig, gelegentlich neidvoll bestaunt. Sie blühte bunt und schillernd, und war dementsprechend etwas pflegeintensiver als das gewöhnliche, wilde Kraut ringsherum. Ich schleppte also Wasser heran, düngte, hackte, grub, reicherte an. Besonders viel Mühe machte das Jäten, denn das anspruchsvolle Gewächs duldete keine Schmarotzer in seinem Substrat (wohl aber den ein oder anderen zusätzlichen Gärtner). Trotz aller Ackerei zeigten sich nur allzu bald Flecken auf den Blättern, Fäule an den Wurzeln, und die eben noch angenehm leuchtenden Blüten entwickelten eine kreischende Grelle. Früchte und Samen bildete sie keine aus, dafür aber ein unterirdisches Rhizomungetüm, welches seine fordernden Ausläufer nun großflächig durch den langsam ausdörrenden Boden schob.

Nun, obwohl ich meine kümmerliche Existenz dem Hassprinzip unterworfen habe, kann ich keine Pflanzen wegwerfen. Es war also gar nicht so einfach, das trotz allen Hegens partout nicht gedeihende, mittlerweile stark Mitleid (eine völlig zu Unrecht gesellschaftlich gelobhudelte Gefühlsregung) erregende Trauerkraut zu entsorgen. Es wehrte sich zudem, krallte sich trotzig fest und musste mit blutenden Fingern und abgebrochenen Nägeln schmerzhaft aus der Landschaft operiert werden.

Jetzt, da die Monokultur besiegt, der Boden neu bereitet ist, sprosst und fruchtet es wieder, diverser als je zuvor. Der Garten nährt, tröstet, beherrbergt mich. Doch immer und immer wieder streckt sich mir ein vergeiltes, dünnes Ausläuferexemplar entgegen, bedroht das Idyll. Es ist eine unendliche Mühe.

Ich werde dich einfach nicht los.