suicide mums

Tattoos, Kinder, bunte Haare

Chill Jill

Manche haben Geburtstag, andere müssen gefeiert werden.

Ich habe eine Freundin, die kennt pseudo-altruistisch eingestellte Leute, welche tatsächlich der Meinung sind, man müsse ein Jahr lang 365-366 Tage Geburtstag feiern oder wenigstens Bruchteile davon – vermutlich jedes Jahr, bis der unvermeidliche Tod aufgrund Konsum oder Verblödung eintritt. Es lässt sich schließlich für alles Gründe finden, allgemeingültige Regeln zu umgehen und sich damit selbst zu befriedigen. Das fette Ego soll ja auch satt werden. Sollte dieses Projekt jedoch ernsthaft an den Start gehen, schlage ich eben diese Freundin als Test-Kandidatin vor. Denn es gibt wohl kaum Eine, die heute Geburtstag hat und dem ganzen einen pfiffigen Anstrich und vor allem einen triftigen Grund geben könnte.
Echt jetzt, ich übertreibe nie.
Das geht schon damit los, dass sie so verdammt tiefgründig motzen und dabei aufgeschlossen bleiben kann. Und mit jeder schiefgelaufenen Beziehung und jedem ach so dramatischen Scheitern an den eigenen niemals verkehrten Ansprüchen über sich selbst hinaus wächst, sodass sie es beispielsweise fertig bringt, einem Traumprinzen mit angenehm aufgepumpter Oberweite zu begegnen (während die eigene durch Abpumpen immer schmaler wird – wo die Gerechtigkeit halt so hinfällt), bevor auch die anderen Haare alle grau sind. Sie ist die ideale Begleitung in neue, unbekannte Situationen hinein und vice versa aus alten, verdammt verdammten Situationen heraus – sei es ins obligatorische Berufsleben hinein (ohne Abschluss läuft nix, da müssen wir alle durch); beim Testen eines potentiellen Lebenspartners auf dem Dach ihrer x-ten WG durch Ausleihen wärmender Decken für die doch nicht so laue Sommernacht; aus dem Liebäugeln mit den U-Bahngleisen als Endhaltestelle hinaus in ein Liebäugeln mit ihrem hoch angepriesenen Kumpel, der sich durchaus als adäquater Zukünftiger in Betracht und die Realität ziehen ließ (ok, ist schon ’ne Weile her, ich geb’s zu – ob der Goldknabe bissfest ist, wird von meinen noch nicht ausgebissenen Zähnen derzeit geprüft); beim einzig vernünftigen Gespräch während irgendeines Sommerfestes, welches trotz Schattenplatz genügend Hitze parat hielt, dass ich mein EKG-geschmücktes Dekolleté nicht verbergen konnte und die Hitze wiederum nicht groß genug war, um all die Tränen über tote Kinder und Väter verdunsten zu lassen; oder bei der Gelegenheit, mal eben zwischen Beziehungskrise und Geburt ihrerseits in ihr Geschirr pinkeln zu dürfen, um anschließend den nicht farbintensiv aufhören wollenden Schwangerschaftstest in den Händen und ihre handfesten Erfahrungen in den Ohren haben zu dürfen; beim Austausch von Tips & Stories zu alltagsbezogenen Themen wie Menstruation, Sex, Primärfamilienkonflikte, Schwangerschaft, Geburt, dass es auch noch einiges nach der Geburt zu bedenken gibt, Sekundärfamilienstrapazen und über Mitmenschen, die sich unfassbarerweise tatsächlich nicht weiterentwickeln. Nicht zu vergessen das souveräne Weitergenießen eines Stücks Zitronentarte, während mein Spross unterm Café-Tisch sitzend die Windeln zukackt.
Irgendwo zwischen dem Schwelgen wo-es-anfing und dem mich darauf freuen wo’s-noch-so-hingeht endet es wohl fürs Erste damit, dass ich keine kenne, die sich SO mit mir darüber freut, mit den Jahren gesünder zu werden und aus der strotzenden Gesundheit Weisheit werden zu lassen.
Möge es so sein.
Until then:
Let’s celebrate and learn to chill, Jill.

2 Kommentare

  1. Der Prinz hat Whisky geschenkt. Ich wünschte, du könntest mit uns trinken.

  2. Ist ja ein Traum, Oberweite und Geschmack – du Sonntagskind!

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