Die traurige Wahrheit geht so: Im Grunde hattest du von Anfang bis Ende Schiss davor, verlassen zu werden. Nicht gut genug zu sein, nicht genug zu kämpfen, nicht genug zu geben.
Der Wille war da, aber damit kann man keine Beziehung leben, höchstens den anderen ein bisschen einbetonieren.

Das fühlt sich natürlich kacke an, das darf nicht sein, und dem drohenden Verlust kommt man immer noch am Besten bei, indem man den anderen erpresst, verbiegt und dann aktiv in die Flucht schlägt, dann hat man sich die Suppe immerhin selbst eingebrockt (und hat ganz nebenbei noch lange was zu löffeln, lecker). Da ist man fast schon erleichtert, wenn’s vorbei ist (auch wenn man das dann schnell wieder vergisst und das erlittene Verlassenwerdensleid genussvoll vor Gott und der Welt ausbreitet). Solange der_die_das Andere aber noch treu(doof) ausharrt, verkehre man die eigenen Komplexe ins Gegenteil, führe sich großkotzig und normativ auf und unterstelle dem Gegenüber, oder vielmehr Gegenunter, nicht genug zu sein, nicht genug zu kämpfen, nicht genug zu geben.
Ich selber hatte ja nie vor, zu kämpfen, wollte auch nie besser sein und um Himmels Willen nicht die Beste. Das war dir aber ums Verrecken nicht beizubringen, das wolltest du nicht hören, lieber wolltest du mich bei irgendeinem vermuteten Ehrgeiz packen. Ich habs aber eher gern easy going. Diesen Zahn wolltest du mir so gerne ziehen, wohlbemerkt nur, um mich vor Enttäuschungen zu schützen, denn das Leben ist hart und es wird einem aber auch nichts geschenkt.
Weil du diesbezüglich so gut Bescheid weißt, und immer rechter hast als ich, warte ich jetzt schon länger auf irgendeine Katastrophe mit meinem Neuen, den hab ich auch extra schlampig ausgesucht. Du hast mich gewarnt! Dein Triumph naht! Je länger es anstrengungs- und dramafrei läuft, desto monströser wird sich nachher der grausige Wandel vollziehen, das kann anders gar nicht sein.
Ist das aufregend!

Eine aufmerksame Leserin fragte neulich, was ich denn jetzt mittwochs immer mache. Nichts! Ist mein einziger sexfreier Tag in der Woche.