Also… Irgendwie…
Ich hör immer nur „…einfach Schluss gemacht…“, „…sich einfach nen Neuen gesucht…“ und dergleichen Lamenti mehr.
Zur Bekräftigung höre ich auch immer, dass ALLE ehemals mit uns beiden, jetzt nur noch mir dir allein befreundeten Paare auch Probleme hätten, aber hier liefe niemand „einfach“ weg, nein, man entscheide sich gemeinsam, ALLES durchzustehen.
Herzlichen Glückwunsch, ganz toll macht ihr das.
Ich schreibe das jetzt hier mal so hin, weil ich ja mit dir nicht reden kann, könnte ich, hörtest du nicht zu und riefest: „Aberdasistallesvölligausdemzusammenhanggerissen!!“
Das hier kann jetzt jeder lesen, der möchte, und du guckst weg, wie immer.
Das Zusammensein mit dir war eher so eine Art Aushalten. Oder auch Warten. Lange Zeit dachte ich, es ginge vorbei, dieses klobige Rumgekrampfe, und ich bin abwechselnd stolz und ärgerlich, so lange mit dir um den Beziehungsbrei getanzt zu haben.
Du kannst nämlich überhaupt nicht tanzen, also lass es lieber. Ich hingegen kann mich bei Bedarf super verrenken, schwinge aber eigentlich lieber leichtfüßig meine schlechtrasierten Beine. (Das Thema Rasieren spare ich hier mit Rücksicht auf die Leserschaft aus, aber dich trifft an dieser Stelle mit Sicherheit der Gewissensblitz.)
Der Verbiegezwang hat mir reichlich zugesetzt. Sich in einer völlig unnatürlichen, unzulänglich balancierten Haltung zu befinden und zu merken, dass du den Hals nicht vollkriegst, ey, das hat selbst mir Gefühlsabstinenzler was ausgemacht.
Das mit der Augenhöhe war irgendwie auch nicht hinzubekommen. Ich war da eher so der Manipuland, also Empfänger von Botschaften wie: „Du darfst mich niemals zu sehr anhimmeln!“ und „Du hast überhaupt kein bisschen Anerkennung für mich!!“
Wünsche, Vorschläge, Bedürfnisse meinerseits untergruben auf magische Weise immer deine Befehlsgewalt, denn wenn hier einer Regeln setzt, dann du. Wenn hier einer was braucht, dann garantiert nicht ich. Ich bin ja von Natur aus Mutti, also die Verlängerung deiner welchen.
Wenns mir mal schlecht ging, konnte ich, meist eher kurz, darauf warten, dass es dir schlechter ging.
Wie damals, an diesem einen Wochenende, an dem deine Geschäftsreise, meine frühe und übelkeitshormonlastige Schwangerschaft, der Übernachtungsbesuch meiner Freundin mit Kleinkind und die Versorgung meines eigenen Kleinkindes in einen Zustand erschöpfter, bettlägeriger Kotzerei meinerseits mündete, reichtest du mir einen Eimer, einen Tee und ein Haare tätscheln (ja, das muss hier mal Anerkennung finden, was sollen die Leute denken) und etwas zum Nachdenken:
„Hm. Jetzt geht’s dir also schlecht. Und bald hast du dann dein Baby. Dann geht’s wieder nur um das Baby. Und ich? Wann bin ich dran? Ich mache mir echt Sorgen, was mit meinen Bedürfnissen ist.“
Leider war ich schon leer, das wär schon eines ordentlichen Schwalls würdig gewesen. Obwohl. Das kannte ich doch schon, nämlich aus dem letzten Wochenbett, da war der Wortlaut (wobei – wenn der Kontext stimmt, kann man sowas ruhig schonmal anmerken): „Ich scheiß auf dich! Du kümmerst dich null um meine Bedürfnisse!“
Da müsste doch ein gewisser Gewöhnungseffekt einsetzen, das räume ich selbstkritisch ein.
Ich bin ja sonst mit einer recht klein ausgeprägten Merkfähigkeit gesegnet, aber was deine Verbaltiraden anbelangt, bin ich leider ein wandelndes Diktiergerät. Die Zwölftausend Liebes- und Lieblingsmensch-Bekundungen dazwischen wiegen Tonnen schwer.
Wir sind doch hier nicht bei „Zuckerbrot und Peitsche“.
„Wer sich so aufführt, dem geht’s schlecht“, argumentierte die internalisierte Narzisstenmutti. Tat auch weh, die wollte ich also weg haben, und so sprang sie zu Tode gekränkt von der Brücke.
Seitdem wachsen mir Flügel, und endlich, endlich kann ich dir entkommen. Gar nicht so einfach!
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