Oh, das war wirklich keine gute Idee, sich da nochmal drauf einzulassen.
Soweit ich mich erinnere (habe aber eventuell, wie das so meine bescheuerte Angewohnheit ist, mal wieder was kontextbefreit zusammenphantasiert), kommst du (sowohl allein als auch mit mir zusammen) auf sage und schreibe neun Therapeuten.
1. Das Einzige, was ich mir über die Erste gemerkt habe ist, dass sie dir ganz pfuschermäßig eine narzisstische Störung unterjubeln wollte. Das geht mal gar nicht, hat die keine Augen im Kopf?! Gottseidank ging das nicht lange mit euch beiden, sonst wäre uns womöglich eine umfangreiche Schmierenkomödie entgangen.
2. Nr Zwo war dann ein Typ, der eine soziale Phobie oder so festgestellt hat. Na, das macht schon eher was her. Hier hat sich mir irgendwie eingebrannt, dass er leidenschaftlicher „Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei“ – Gucker war und auch gerne von seinem eigenen Privatleben (Scheidung? Kinder?) berichtet hat. Außerdem war er berechtigt, Medikamente zu verschreiben, und das war der Beginn einer langen, aber niedrig dosierten Beziehung von dir mit Paroxetin. Die Absetzversuche habe ich in nicht so schöner Erinnerung. Immerhin hat er alle Jubeljahre mal mit dir auf Skype abgeglichen, ob’s weiterhin induziert ist. Echt verantwortungsvoller Typ.
3. Der schwule Analytiker. Der hat dir richtig gut getan, mir leider nicht so, aber bisschen Kollateralschaden ist immer. Psychoanalyse ist immer das Mittel der Wahl, um fehldiagnostizierten Narzissten die Bühne zu bieten, die sie benötigen. Endlich hört mal einer zu, hakt nach und liefert Interpretationsschablonen, ohne groß zu widersprechen. Hilfreich auch, dass man sich nicht ins Gesicht gucken muss, da sinkt die Hemmschwelle. Das Modell des Einfachdraufloslaberns in der Erwartung, es würde professionell und schweigend zugehört, lässt sich denn auch prima aufs häusliche Umfeld übertragen.
4. Obwohl Kandidaten 1-3 schon ordentlich was gerissen hatten, mussten wir dann doch mal zu zweit ran. Die Dame war bisschen eso, hatte irgendwas mit „Sozial-“ oder „Sonder-“ studiert und trug zu Jeans und Leinenkleid (mit so Zipfeln) immer diese Samthandstulpen. Ich habe sie dann aber sehr ernstgenommen, nachdem sie während eines Streits mit dem Stuhl zwei Meter rückwärts rutschte und stöhnte: „Ich würd jetzt lieber allein einen Kaffee trinken gehen, statt Ihnen beiden weiter zuzuhören.“ Gute Frau, hat mir persönlich gut auf die Sprünge geholfen, aber wo wir beide heute stehen, das sehn wir ja, ne.
5. und
6. waren zwei so junge, engagierte Mädels, die sich gegenseitig zu coachen oder anzulernen hatten, aber die haben ihren Job auch ganz gut gemacht. Hab ich ne Menge über mich gelernt, über dich auch, aber wo wir beide heute stehen, das sehn wir ja, ne.
7. Herr L., ein kurz vor der Rente stehender, waldschratähnlicher (Rauschebart, Flanellkarohemd) Paarberater. Fühlte mich von ihm derart verstanden, dass ich vor Erleichterung, offenbar nicht vollkommen bekloppt zu sein und dann auch gleich vor Trauer, mit meiner Schwarzmalerei womöglich Recht gehabt zu haben, ganze Sitzungen lang nicht mehr aufhören konnte zu weinen, während er dir versuchte nahezulegen, wie das so geht mit Partnerschaft, Wünschen, Erwartungen und Geben-und-Nehmen. Guter Mann, aber wo wir beide heute stehen, das sehn wir ja, ne.
8. Halleluja, ein VERHALTENSTHERAPEUT! Nachdem du ihm monatelang ein Bild des Grauens von deiner Partnerin gemalt hast, wollte er das Monster dann auch mal sehen. Ich ging also hin und kam wieder aus dem Heulen nicht raus und wäre gern geblieben. Dieser Mensch nahm mir eine gewaltige Last von den Schultern. „An diesem Menschen ändern Sie gar nichts. Wenn überhaupt, gelingt mir das mit ihm zusammen.“ Tat aber schon weh erstmal. Ihn hast du dann auch in einer deiner zahlreichen Trennungsdrohgebärden vorgeschoben. Es war die letzte.
9. Jetzt, der Kinder wegen, habe ich nochmal nachgegeben und hocke mal wieder im 90° Winkel zu dir und der Mediatorin, also für dich ja offiziell Trennungs-, heimlich Rückführungsberaterin, und denke immer wieder: gute Idee theoretisch. Hat mir schon oft geholfen. Scheint aber Leute zu geben, die werden durch Therapie verschlimmert. Also
10. Zurück auf Anfang (aber ohne mich) – der erste Eindruck ist doch bekanntlich der Richtige – schließe mich der Diagnosestellung an und verweigere wie gehabt jede co-narzisstische Existenz. Wird auch albern langsam.
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