Alles fing damit an, dass ich aus dem Fenster sah und hin und weg war.
Da sah ich den maibaumigsten Maibaum wo gibt und ließ mich von ihm in allen Farben beflattern, sodass ich fast aus dem Fenster meinem Verehrer entgegen gesprungen wäre. Die vier Treppen nach unten taten es auch und wir picknickten mit allem drum und dran und mit später nichts mehr an was das Zeug hielt.
Die Birke, die da einfach so wuchs und sich dabei nichts dachte, war
geschmückt von oben bis unten, lauter Herzelein und Bänder und Schleifen und alles rosarot.
Alles endete damit, dass ich aus dem Fenster sah und er weg war.
Denn wie das bei Bäumen so ist, kommt entweder eine Naturkatastrophe und hebt sie aus der Erde oder der Mann vom Gartenbauamt schlägt mit seiner Säge und einer Heckselmaschine zu.
Unsere Beziehung hat sich schon vorher katastrophal selbst zerheckselt. Wo einst ein einzigartiges Spiel von schützendem Schatten und lichten Wärmeinseln durch unser Leben tanzte, das Miteinander in stürmischen wie in windstillen Zeiten rauschend, knackend, wispernd, zwitschernd uns bereicherte, der Blick immer hoffnungsvoll ins Grüne ging oder durch zartes Geäst in den Sternenhimmel, waren nun Staub, Splitter, Späne, Krachen und am Ende nicht mal mehr eine Ersatzpflanzung geschweige denn adäquate Ausgleichszahlung. Stattdessen sitze ich nun mit diesen klebrigen Sonnencremestreifen im Gesicht und auf dem Kugelbauch rum, um keinen Sonnenbrand zu kriegen und muss mir Vorhänge nähen, damit die Leute vom Haus gegenüber nicht sehen, dass das frische Familienglück bereits entdreit ist.
Wie das so ist mit rosarot. Da bleibt nichts, außer selbst etwas Neues zu
pflanzen und zu hoffen, der Nachwuchs möge es besser haben.
Alles neu macht der Mai sowieso.
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