„Liebe Susa,
Heute sind es genau zwei Jahre, seit du unsere Beziehung beendet hast. Du bist ja superglücklich in deiner neuen Beziehung mit diesem… Pepe…, und ganz die Zufriedenheit in Person. Mir ist aber aufgefallen, dass wir in den letzten Wochen keinen guten Umgangston miteinander hatten. Und das möchte ich jetzt mal ansprechen.
Das geht nämlich alles zulasten der Kinder. Du verhältst dich mir gegenüber ganz schön distanziert und bist unfreundlich. Das muss nicht sein. Für die beiden ist alles schon schwer genug. Mit deiner Entscheidung mutest du ihnen einen ständigen Kontextwechsel zu, immer dieses Hin und Her zwischen zwei Wohnungen. Zwei so kluge und sensible Kinder stecken das nicht einfach so weg.
Und dann suchst du dir einfach einen neuen Freund. Da haben die Jungs übrigens auch ziemlichen Redebedarf, über diesen … Pedro… Ist alles nicht so easy, wie du es dir einredest. Aber vielleicht hast du ja mit deinem … Schlagzeug-Piet … einen Seelenverwandten gefunden, der sich nicht traut, dich herauszufordern und dein Korrektiv zu sein. Hauptsache Harmonie.
Problematisch finde ich jedenfalls dieses Narrativ, welches du aufgebaut hast über unsere Beziehung. Das steckt voller Schuldzuschreibungen, die ich so nicht im Raum stehen lassen kann, denn letztendlich geht das nämlich zulasten der Kinder. Du suchst auch immer wieder krampfhaft nach Bestätigung dieser Anschuldigungen, möchtest das Opfer spielen, dabei sind von dir auch ganz schlimme Verletzungen gekommen.
Ehrlich gesagt verstehe ich bis heute nicht, wie die Trennung so plötzlich passieren konnte. Ich verstehe es einfach nicht. Für die Kinder ist es ein Drama, ganz im altgriechischen Sinne. Keiner unserer gemeinsamen Freunde, auch meine Familie nicht, versteht dieses Bild, das du von mir hast. Ich falle aus allen Wolken, wenn ich die Worte „missbräuchlich“, „aggressiv“ und „übergriffig“ höre.
Ich meine es ernst, liebe Susa. Wenn Du mich als „krank“, „bescheuert“ oder als „Riesenarschloch“ bezeichnest, schadest du weder mir noch dir, sondern vor allem unseren Kindern. In deren Sinne sollte eine gewaltfreie Kommunikation möglich sein.
Ich würde tatsächlich mal sehr genau in dich horchen, wieso diese Anklagen und der ganze irrationale Schuldkram so wichtig für dich sind. Meine Abwertung? Deine Aufwertung? Aufwertung anderer? Ist deine Sache, aber aktuell kann ich nur feststellen, dass meine Kommunikation wesentlich ruhiger und nicht anklagend ist.
Es sind übrigens immer beide Partner zu 50 Prozent schuld. Du kannst nicht einfach weglaufen. Du wirst es mit … Paolo … noch erleben. Sobald er nämlich die leiseste Kritik an dir äußert, stehst du vor denselben Problemen, das lass dir mal von mir gesagt sein.
Sei dir bitte bewusst, dass ich den Kindern Stabilität und Kontinuität geben möchte.
Es ist für mich sehr, sehr schlimm, dass offensichtlich nur ich das Bedürfnis habe, im Sinne einer sauberen Trennung mein Zutun zum Ende der Beziehung zu thematisieren. Natürlich ist es nicht deine Pflicht, mir deinen eigenen Anteil darzulegen. Krass ist es nach all den Jahren aber schon.
Ich brauche von dir echt keine Anerkennung mehr. Ich habe ein ganz tolles Leben mit wunderbaren Freunden und Familie, ich mache meinen Job richtig gut, ich schmeiße den Haushalt und bin der beste Papa der Welt. Durch Deinen Auszug wirst Du nun leider nie erfahren, ob wir nicht doch noch eine Chance gehabt hätten.
Ich bin nämlich attraktiv und liebenswert.
Du sollst wissen, dass die Kinder und ich Deinen wunderbaren, verrückten, kreativen, defizitären und charmanten, liebevollen und klugen Kopf vermissen, weil er in dieses Zuhause hier gehört und nirgendwo so gut reinpasst wie hierhin. Uns allen fehlt ein Neustart, um als Familie gut und großzügig und als Menschen nicht so krass defizitorientiert zu sein.
Hab ein schönes Wochenende.
Dein Hendrik“
Pawel: „Mimimi“
Susa: „Mein Neuer hat einfach den Größeren.
Hihi!
Wobei… Moment mal…“
„Lieber Hendrik,
gerade hab ich deinen Brief gelesen. Und tatsächlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Du hast ja so recht. Es tut mir so leid.
Ich bin nur so unfreundlich zu dir, weil ich mich selbst hasse für den Riesenfehler, den ich vorsätzlich und ohne Rücksicht auf die Kleinen gemacht habe. Das habt ihr alle, der allerbeste Partner und Papa, die besten Söhne, die beste Schwiegermutter und die beste Patentante einfach nicht verdient. Ich erwische mich einfach immer wieder dabei, andere – vor allem sehr liebevolle, erfolgreiche und attraktive – Menschen herunterzumachen und zu manipulieren, weil ich mich nur so wirklich gut fühlen kann. Ja, es ist traurig, aber daran bin ich nun bereit zu arbeiten. Ich danke dir so sehr für deine Geduld und Güte mir gegenüber.
Du hast so Recht wegen Paco, Hendrik. Er ist das absolute Weichei. Nach über einem Jahr hat er mir immer noch nicht rückgemeldet, was für eine kaltherzige, lieblose Person ich bin. Dabei finde ich es echt wichtig, dass man in einer Beziehung auch mal ein ehrliches Wort miteinander reden kann. Er sagt mir auch nie, dass ich die beste Frau der Welt bin, das vermisse ich sehr. Wir haben auch mittwochs keinen festen Sextermin. Es ist alles sehr strukturlos. Ich finde einfach keinen Halt bei ihm. Ehrlich gesagt, in Wirklichkeit ist er Keyboarder.
Ich habe das alles nur zur Ablenkung gemacht, aus Schwäche, mir meinen Charakter genauer anzusehen und an meiner Persönlichkeit zu arbeiten. Ich weiß jetzt, dass das faul und feige war. Bitte, verzeih mir. Lass uns das nochmal durcharbeiten.
Ich mache schnell mit Peer Schluss, und dann reden wir über meine 50 Prozent, so lange du willst. Das bin ich dir einfach schuldig.
Sag den Jungs schonmal bescheid, dass sie sich jetzt doch wieder das kleine Zimmer teilen müssen. Das werden sie schon verstehen.
Wie machen wir das dann? Am besten wieder so, dass du voll arbeitest, und ich Teilzeit! Dann kann ich dir am Wochenende, auf den Dienstreisen und nachts einfach besser den Rücken frei halten. Ich achte dann auch etwas mehr auf Ordnung, ich weiß noch, wie deine Socken zu falten sind 😉 😉 😉
Willst du mich noch, nach all dem, was ich dir angetan habe?
Deine Susa. “
Hendrik: „Yes!!“
Xaver (5) und Thorben (3): „Muss das sein?“
Pawel: „Habt ihr wieder eine offene Beziehung?“
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